Roadtrip nach Montenegro




Mit dem Bus über Slowenien und Bosnien bis nach Montenegro. Abenteuerlich und ein absoluter Geheimtipp für alle, die einen Roadtrip mit Wandern und Wassersport verbinden wollen.

Ich wache in meinem Bus auf, bin kurz orientierungslos und blicke über einen riesigen Sandstrand direkt aufs Meer. Die Luft ist salzig, trocken und angenehm warm. Ein wohliges Glücksgefühl überkommt mich. Es ist sechs Uhr in der Früh, ich habe 30 Stunden Autofahrt hinter mir, fühle mich wach vor Aufregung und spüre die Abenteuerlust in mir aufsteigen, wie die ersten Kites am Himmel. Nirgendwo will ich lieber sein. Das ist mein Stück Freiheit.

Rückblick.

Alle reden von Portugal. Wir auch. Bis uns unser guter Freund Tom von Montenegro vorschwärmt. Auf der Suche nach Abenteuer und einsamen Kite- und Schnorchelbuchten überwerfen wir kurzerhand drei Wochen vor Urlaubsstart unser Vorhaben und planen unsere Route neu: Deutschland – Österreich – -Slowenien – Kroatien – Bosnien – Montenegro. Wir starten unseren zweiwöchigen Trip nach der Arbeit. Nachts durch Deutschland zu fahren, ist immer eine kluge Idee, und wir kommen wie erwartet gut durch. Bis die Straßenverhältnisse schlechter werden. „Ich will nicht wissen, wie die Fahrbahnen hier noch vor kurzer Zeit aussahen“, sagt Philipp. Ab Slowenien beginnt für uns das Abenteuer, als die Autobahn plötzlich in einer Baustelle endet und die Baustellenfahrzeuge die Autobahn kreuzen. Das ist aber nichts im Vergleich zu Bosnien. An der Grenze werden wir wegen Philipps vorläufigem Pass (der muss mindestens drei Monate gültig sein) fast nicht ins Land gelassen. Du bist nicht mehr in der EU, wenn an den vielen Ein- und Ausreisegrenzen mit der Hand an der Waffe im Hosenbund nach Alkohol, Zigaretten, und Drogen gesucht wird. Ziemlich schnell wird uns klar, dass ich besser am Steuer sitze, Philipp seine Cap abnimmt und ich uns als treudoofe Camper ausgebe. So schaffen wir es schließlich ans Ziel.

Wir entscheiden uns, nicht die Küstenstraße zu wählen, da wir diese auf dem Rückweg und wegen seiner atemberaubenden Landschaft am Tag fahren wollen. Das bedeutet für uns abenteuerliche Straßen, wo Fähnchen Straßenränder auf Serpentinen markieren und wo man einfach einen Stein auf die Straße legt, wenn diese am Rand tiefe Löcher und Abrisskanten bildet. Die Schotterpiste schlägt sich auf unsere Stimmung nieder. „Der Weg ist das Ziel und so … Ich will jetzt einfach nur ankommen“, denke ich. Und dann ist da dieser Tunnel, der uns auf die Küsten-seite bringt. Mit den massiven Bergen im Rücken erblicken wir zum ersten Mal das Meer. Traumhaft. Nach 30 Stunden Autofahrt sind wir endlich an unserem ersten Ziel, dem Kite-boarding Center Laguna kurz vor der albanischen Grenze, angekommen.

Mit Sonne und den gewaltigen Bergen im Rücken stehen wir mit unserem Bus direkt am Strand und werden freundlich von Alex, dem Besitzer, empfangen. Er sagt uns, dass bald Wind kommen wird. Also entspannen wir auf einem der gemütlichen Strandbetten und gehen nachmittags mit dem versprochenen Wind aufs Wasser.

Die Einheimischen sind unheimlich offen und herzlich, wir fühlen uns hier sofort wohl. Das Essen in den Restaurants ist nicht nur sehr günstig, sondern auch frisch und köstlich. Obwohl wir gern kochen, können wir dem Charme und dem Duft nach gegrilltem Fisch und Fleisch nicht widerstehen und gehen daher lieber einmal am Tag Essen. Das Miska wurde uns von Alex empfohlen. Es liegt direkt an einem wunderschönen türkisfarbenen Fluss an der Grenze zu Albanien. Die Häuser stehen aufgereiht auf Stelzen und sind umgeben von frischgrünen Olivenbäumen direkt am Wasser. Es riecht leicht süßlich vom Flusswasser. Vom Flair und der Art, wie die Häuschen auf ihren Stelzen am Wasser stehen, wirkt es auf mich fast asiatisch.

Nach drei Tagen Aufenthalt wird das Wetter etwas trüber und der Wind bleibt für die nächsten Tage aus. Also beschließen wir weiterzureisen und behalten diesen besonderen Kitespot in schöner Erinnerung. Wir machen uns entlang der Küstenstraße auf dem Weg nach Sveti Stefan, bekannt als kleine Adria-Insel und für seinen malerischen Fischerort gleichen Namens. Die Straße schlängelt sich sehr eng entlang der Küste und durch voll bebaute Ortsabschnitte. Links tauchen immer wieder klare, azurblaue Buchten auf. Auf der anderen Seite ziehen sich sattgrüne Nadel- und Laubwälder die Berge hoch. Der Oleander steht in voller Blüte und strahlt mit seinen meist pink-weißen Blüten. An den Straßenrändern liegt oft viel Müll, leider. Da die Küstenstraße zwischen Meer und Bergen sehr schmal ist und mit einem Durchschnittstempo von 60 Stundenkilometern durch die Ortschaften führt, gibt es keine Möglichkeiten, frei zu stehen. Es gibt zwar hin und wieder Parkbuchten an den Straßen, aber die sind ziemlich unentspannt. Wir peilen daher immer wieder Autocamps an, die im Schnitt 15 Euro pro Nacht kosten. Sie sind oft sehr einfach gehalten mit WC und Dusche, aber das stört uns wenig.

Unser nächster Stopp ist Kotor. Hier lohnt es sich wirklich, Rast zu machen. Die historisch-mittelalterliche Altstadt ist UNESCO-Welterbe und lädt mit seinen gut erhaltenden Häusern sowie einer kleinen Kapelle, umgeben von einer beeindruckenden, in die Berge von Lovcen gebauten Stadtmauer, zum Stöbern und Entdecken ein. Es ist unser letzter Halt vor der kroatischen Grenze. In Kroatien erwartet uns wesentlich mehr Tourismus, das macht sich auch in der Landschaft bemerkbar. Die Küstenorte sind zugebaut und touristischer. Viele Einheimische sprechen deutsch und es ist wesentlich teurer. In Split haben wir trotzdem eine einsame Bucht mit glasklarem Wasser zum Schnorcheln gefunden. Zum Kiten kann ich Nin und Komin empfehlen. Hier gibt es viel Flachwasser und man kann teilweise direkt am Wasser stehen. Uns bleiben nur noch drei Tage ohne Wind und wir beschließen daher, unseren Urlaub auf der schönen Insel Krk ausklingen zu lassen.

Montenegro hat uns beeindruckt. Ein Land weitgehend unberührt wie viele seiner Buchten und Neuland in der Kiteszene. Vom Wandern in den Bergen, Rafting in den wilden Flussabschnitten oder Segeltouren entlang der Küsten, vorbei an alten Piratenstädten der Adria wie Ulcinj – hier ist für jeden Abenteurer etwas dabei. Die Orte, von Bergen und Wasser eingerahmt, sind gut erhalten und haben einen mittelalterlichen und massiven Charme. Die Luft ist trocken und warm und die Stellplätze sporadisch, aber sauber und günstig. Es riecht überall lieblich nach Lavendel, Rosmarin und Oleander, die Natur ist rau und mit seinen Seen, Flüssen und Pflanzen atemberaubend. Das Wasser ist glasklar und azurblau, die Buchten romantisch und die Menschen … einfach nur herzlich. Das müsst ihr erleben: Raus mit euch und ab nach Montenegro!

Zum Spot 1:
Surfkitespot 
Ploce, Neretva (Kroatien)
– Flachwasserspot
– Durch Landzunge von allen Windrichtungen kitebar
– Kostenloser Stellplatz direkt am Wasser ohne Sanitäranlagen
– Kitespot: 7€ am Tag
– Bar/Café direkt am Spot

Restaurant Miska (Ulcinj)
– Traditionelle Küche
– Plätze direkt am Fluss mit großen, offenen Fenstern
– Kulinarisches Highlight: Fischsuppe für 3,50 Euro
– Kosten: circa 20 Euro pro Person inklusive Brot mit selbstgemachtem Pesto, Vorspeise, frischem Fisch und Getränk

Zum Spot 2:
Kiteboarding Center Laguna
– Kosten Stellplatz: 15 Euro, inklusive Strom, Toiletten und Duschen, direkt am Strand mit Meerblick
– Wohnwagen: buchbar für 20 Euro pro Nacht, ebenfalls direkt am Strand
– Kiteschule mit Bar/Restaurant
– Riesiges ausgewiesenes Kiterevier (Badeverbot, Kiter haben Vorrang)

Tipps:

Montenegro
– Ulcinj, Kiteboarding Center Laguna (Kitespot mit großem Sandstrand)
– Sveti Stefan (Fischerdorf mit malerischer Insel)
– Budva (venezianische, mittelalterliche Altstadt)
– Kotor (UNESCO-Welterbe)

Kroatien
– Dubrovnik (Architektur im Barockstil mit massiver Steinmauer)
– Nin (süße Altstadtinsel direkt am Kitespot)
– Split (klare, einsame Badebuchten)
– Komin (Flachwasser-Kitespot)
– Krk (Insel mit wunderschöner Natur und Buchten)

Essen
– Fischsuppe
– Muscheln
– Cevapcici
– Diverse Fischsorten vom Grill

Über Mich:

Am Meer in Scharbeutz aufgewachsen, hat es mich mit 19 Jahren in die Berge gezogen. Dort habe ich in den Semesterferien als Teamerin in der französischen Schweiz (Verbier, Quatre Vallées) gearbeitet und meine zweite große Leidenschaft, den Wintersport und das Tourenlaufen, entdeckt. Vor sechs Jahren habe ich dann mit dem Kiten begonnen. Kitesurfen und Reisen sind für mich der Hansa Park unter den Spielplätzen. Mehr noch, es ist ein Lebensgefühl im Einklang mit der Natur. Wind und Wasser, Schnee und Berge. Im tiefsten Herzen strebe ich ständig danach und teile es am liebsten in den Gesichtern meiner Begleiter. Wortlos. Seit 2008 lebe ich, mit einer zweijährigen Unterbrechung, in Hamburg. Für mich der perfekte Ort zwischen Nord- und Ostsee, wo es mich regelmäßig mit dem Bus ans Meer zieht. Egal wohin, dem Wind hinterher.

Steckbrief:
Name: Heinke Rathje
Beruf: Geschäftsführerin von Heinke Surfshop,
Marketingmanagerin bei pluss
Alter: 33 Jahre
Wohnort: Hamburg
Hobbys: Kiteboarding, Skiing, Snowboarding, Designen und Produzieren von Textilien
Homepage: www.heinke-surfshop.de

Für detailliertere Informationen zu den Kitespots schreib mir gern eine Mail an hello@heinke-surfshop.de.





Text und Fotos:
 Heinke Rathje