Mythos Baum
Sie waren einst Sitz der Götter, Schutz und Gerichtsort. Die Faszination, die von Bäumen ausgeht, ist damals wie heute ungebrochen.
Wenn man einen Spaziergang durch den Wald macht, kann es passieren, dass man einen stressgeplagten Bürohengst dabei sieht, wie er genussvoll einen Baum umarmt. Es ist ein kleiner Trend geworden, eine Naturmeditation der besonderen Art. Denn Bäume vermitteln uns Geborgenheit, Kraft und Ruhe. Einige sollen die Atemwege reinigen, andere Lebensfreude bringen und bei der Regeneration helfen. Sagen und uralte Traditionen erzählen uns von der besonders tiefen Verbindung, die seit jeher zwischen uns und den Wurzelriesen besteht. In der nordischen Mythologie wird sogar die Existenz des Menschen auf den Baum zurückgeführt. Daran mag man glauben oder nicht, unbestreitbar ist: Die alten Baum-veteranen haben Menschengenerationen kommen und gehen gesehen. In ihrem Inneren führen sie Buch über das, was in der Region über die Jahre passiert, ihre Ringe geben Aufschluss über Vulkanausbrüche, Dürreperioden und andere Katastrophen. Der Mythos Baum macht so manche Wanderung spannender und lindert den ein oder anderen Schmerz.
Bäume der Superlative
Im hessischen Schenklengsfeld steht eine uralte Linde, deren gewaltige Krone einen Durchmesser von 25 Metern hat. Auf 1.200 Jahre wird das Exemplar geschätzt und ist damit womöglich der älteste Baum Deutschlands. Interessant: Im Mittelalter soll sie als Gerichtslinde fungiert haben. Unter freiem Himmel wurden die Verurteilten an den Pranger gestellt und mussten unter ihren Zweigen je nach Schwere des Vergehens den ganzen Tag verweilen. Heute trägt ein Gerüst mit über 50 Balken die schweren Äste.
Die Dickste von allen soll in Deutschland die Tausendjährige Linde von Heede sein. 18 Meter misst ihr Stammumfang. Damit scheint sie bisher unangefochten auf Platz eins zu stehen.
Waldtraut vom Mühlwald ist hingegen die Höchs-te. Die Douglasie mit dem klangvollen Namen, den ihr einst ein Förster verlieh, steht bei Freiburg und ist mit fast 67 Metern der höchs-te Baum Deutschlands.
Außer Konkurrenz
Unangefochten in der Kategorie Höhe weltweit ist ein Küstenmammutbaum im Redwood-Nationalpark in Kalifornien. Über 115 Meter ragt er in den Himmel. Das älteste Exemplar der Welt wird hingegen ständig neu gekürt. Lange Zeit waren Wissenschaftler sich einig, dass es eine Kiefer in Kalifornien ist, dann war es eine Zypresse, dann wieder ein Baum in einer Region, die geheim blieb, um einen Touristenansturm zu verhindern. Zurzeit steht der älteste Baum in Schweden und hört auf denen Namen Old Tjikko. 9.550 Jahre alt ist er, zumindest sein Wurzel-system. Der Baum selbst sieht nicht besonders imposant aus.
Medizin
Die heilenden Kräfte der Bäume beschränken sich nicht nur auf Seele und Geist. Mittel gegen verschiedene körperliche Beschwerden können wir von ihnen gewinnen. Zum Beispiel Schwarzer Holunder gegen Fieber, Eukalyptus, Fichte und Kiefer gegen Atemwegsbeschwerden, Esche bei Gicht oder Ginkgo bei Demenz.
Baumwanderungen
Für Baumfreunde werden in der DACH-Region verschiedene Wanderungen im urbanen und ruralen Umfeld angeboten. Auf den Pfaden begegnest du Baumveteranen und lernst bei geführten Touren alles über die Mythen, die sich um sie ranken.
Zum Beispiel hier: www.volkspark-potsdam.de,
www.naturzentrum-rheinauen.eu,
www.eifel.de
Mandelblüte
Wenn die ersten warmen Sonnenstrahlen unsere Frühlingsgefühle anregen und uns die ohnehin schon rosarote Brille aufsetzen, hüllen sich im März und April die Mandelbäume in ein zauberhaftes Kleid aus zartpinken Blüten. An der Deutschen Weinstraße erstreckt sich der Pfälzer Mandelpfad über knapp 80 Kilometer, zieht sich wie ein rosa Band durch die Weinlandschaft von Bad Dürkheim bis nach Schweigen-Rechtenbach. Auf Wanderstrecken entlang von Burgen und Schlössern begleiten einen die Blüten in allen Nuancen von Weiß über Rosa bis Pink.
Kurz & knapp:
• Die Fichte ist die häufigste Baumart in Deutschland (rund 28 Prozent).
- 11,1 Millionen Hektar Wald haben wir hier. Weltweit sind es vier Milliarden.
- Über 40 Prozent der Waldfläche in Deutschland sind Privatbesitz.
Text: Ina Krug